Als Ausbilder haben Sie eine Plattform. Ob live vor der Klasse, oder vor einer Kamera. Du erteilst eine Lektion, du unterrichtest. Das ist eine große Verantwortung. Und das erfordert Leidenschaft. Sonst halten Sie das Ganze einfach nicht durch.
Mit der Zeit lernen Sie, dass Sie bestimmte Dinge in einer bestimmten Situation tun können und andere Dinge eben nicht. Sie lernen, Ihre Gruppe zu fühlen. Aber vor der Kamera ist dieses Gefühl auf einmal weg.
Jede Region hat sie: die leidenschaftlichen Ausbilder, die ein bestimmtes Image haben. Einige sind lustig, andere machen alles platt, andere schweifen zu weit aus, und es gibt viel mehr Eigenarten. Sie werden aber vor allem aber für ihr Fachwissen und ihre Erfahrung respektiert. Die Form wird oft als Salz in der Suppe gesehen. „Das ist nun mal ihre Art.“ Oft ist diese spezielle Gruppe von Ausbildern der „Motor“ für die Kompetenz.
Wenn das Salz in der Suppe nicht mehr da ist
Aber mit der Fachkunde auf Distanz (also per Fernunterricht) entsteht hier eine große Gefahr: Was ist, wenn dieses Salz plötzlich verschwindet? Die weitere Sicherheitsregio kennt diesen Ausbilder nicht. Eine gut gemeinte, lustige Bemerkung, die sich gut auf die Geborgenheit in einer Klasse auswirkt, wird in der wundervollen Welt von YouTube ganz anders erlebt. Manchmal sogar als totale Beleidigung. Dies haben wir im Webinar vom 14. April 2020 erlebt: „Früher war alles besser“ von Patrick Nugter.
Patrick ist ein hoch angesehener Ausbilder in der Sicherheitsregio Nordholland Nord. Und bekannt für seine Vorliebe, die Dinge auf die Spitze zu treiben. Sein Markenzeichen ist es, mittels einer forschen Stellungnahme eine Diskussion über den Lehrstoff einzuleiten. Darüber hinaus hat er eine Leidenschaft für die Geschichte. Bei allem, was heutzutage passiert, ob es jetzt wirklich etwas Neues ist und ob es etwas gibt, das man aus der Vergangenheit lernen kann.
Das Webinar vom 14. April 2020 war in erster Linie für den 2. Kreis gedacht: innerhalb der Sicherheitsregio Nordholland Nord für eine ausgewählte Personengruppe. Bald gab es mehr Anmeldungen als Platz da war. Der 3. Kreis wurde ebenfalls gestartet. Dies eröffnete das Webinar für die die Feuerwehren der gesamten Niederlande. Das schien eine sehr logische Wahl zu sein. Weitere Informationen zur Theorie hinter den drei Kreisen des Projekts Sachkundig per Fernunterricht finden Sie in diesem Artikel.
Die Praxis verlief jedoch anders als gedacht. Im 2. Kreis geschah, was alle erwartet hatten: ein wunderschöner Übungsabend, der auf Authentizität basiert. In der „Privatsphäre“ der Gruppe. Es werden Namen genannt, persönliche Witze gemacht und sich geherzt.
Wie anders war da die Erfahrung im 3. Kreis. Viele Zuschauer waren fassungslos. War das eine Provokation? Eine Beleidigung? Kabarett? Dies führte zu heftigen Diskussionen im Chat und zu Leuten, die sich buchstäblich nicht mehr mitmachten und wütend wurden. Und natürlich gab es auch eine Reihe von Leuten, die es zu schätzen wussten. Aber es ist besonders die Vehemenz des Widerstands, den einige zeigten, die die Leute zum Nachdenken bringt. Patricks Ziel war es aber, die Leute dazu einzuladen, miteinander über das Thema zu diskutieren. Um zum Kern zu gelangen. Sicherlich nicht, um die Leute zu ärgern oder gar zu beleidigen.
Was können wir daraus lernen?
Wie konnte das passieren? Patrick ist kein schlechter Ausbilder, überhaupt kein schlechter Mensch und Patrick hatte keine schlechten Absichten. Er hasst seine Kollegen nicht und schon gar nicht Leute, sich der Forschung widmen. Wie konnte das so außer Kontrolle geraten?
Wir teilen auf dieser Plattform Erfahrungen. Gute und weniger gute Erfahrungen. Damit wir selbst, insbesondere aber auch andere daraus lernen können. Natürlich haben wir uns nach diesem Webinar ausgiebig unterhalten. Was ist passiert? Haben wir die Unterrichtsziele erreicht? Was bleibt uns? Was müssen wir anders machen?
Es ist gut zu erkennen, dass Ironie, harte Witze und Sarkasmus in einem Klassenzimmer sehr gut funktionieren können. Bei Videos funktionieren sie definitiv nicht.
Im Nachhinein gesehen war dieser Übungsabend, insbesondere in dieser Form, nicht für den 3. Kreis geeignet. Das „Image“ von Patrick, dass er harte Positionen und ein Lebkuchenherz hat, war nicht skalierbar. Was in der Region und im 2. Kreis gut funktioniert, war im 3. Kreis völlig kontraproduktiv. Die Essenz der Lektion kam nicht rüber. Was entstand, waren Verwirrung und Unverständnis.
Andere Regionen können hiervon viel lernen. Jede Region hat ihren eigenen Patrick Nugter. Seien Sie sich deshalb auch des 2. und des 3. Kreises bewusst. Der 2. Kreis der Sachkompetenz kennt die Geborgenheit: dieser kommt dem Erscheinungsbild eines echten Klassenzimmers am nächsten. Die „Sitten und Gebräuche“ Ihres eigenen Postens oder Ihrer eigenen Region. Hier können Sie sich viel mehr Freiheiten erlauben. Und die Dinge viel mehr in der Art und Weise tun, wie Sie sie immer getan haben. Im Kreis 3 schaut die ganze Welt zu. Dies erfordert eine völlig andere Einstellung. Sorgfalt ist hier sehr wichtig. Die Feuerwehr der gesamten Niederlande beobachtet und das Salz in der Suppe ist knapp. Das Kombinieren einer Lektion für den zweiten und dritten Kreis ist daher eine ziemliche Herausforderung.
Die Unterrichtsvorbereitung ist vor der Kamera anders
Noch immer sehen wir bei FireWare, dass Ausbilder die Sache wirklich unterschätzen. Das Unterrichten für den 3. Kreis ist unglaublich schwierig und erfordert viel Vorbereitung. Planen Sie eher zwei Tage ein statt nur einen halben Tag. Mit einer PowerPoint-Präsentation reinzukommen, wie es seit Jahren gibt, wird nicht wirklich funktionieren.
Wir teilen die Erfahrungen dieses bestimmten Webinars mit der Erlaubnis und Ermutigung von Patrick Nugter. Er hatte nie vor, jemanden zu verletzen. Vielmehr will er das Lernmaterial für Menschen zugänglich machen, die Schwierigkeiten damit haben. Und das auf seine eigene, authentische Weise.
Der Kontrast war groß. Von einer netten interaktiven Sitzung des 2. Kreises über hitzige Diskussionen im Chat im 3. Kreis bis hin zu zahlreichen Mails und Telefonanrufen am nächsten Tag von Personen, die ihre Unzufriedenheit mit dem Inhalt des Webinars zum Ausdruck brachten.
Daraus müssen laut Patrick Lehren gezogen werden. Was können wir selbst, aber auch andere Regionen tun, um solche Situationen zu vermeiden?
Eine sehr gute Unterrichtsvorbereitung mit Begrenzung auf den Zweck und eine große Zurückhaltung mit harten Witzen, Sarkasmus und Ironie sind gute Ausgangspunkte. Humor ist natürlich in Ordnung. Aber auch eine verletzliche Grundstellung des Lehrers hilft. Vor allem aber: eine sehr klare Trennung dabei, welche Lektionen in den 2. Kreis und welche in den 3. Kreis gehören.
Teilen macht reich
Was Patrick wirklich auszeichnet, ist, dass er einer der ersten Ausbilder in den Niederlanden war, der angetreten ist, um eine solche Online-Lektion zu erteilen. Er ist das Experiment angegangen. Und mit diesem Artikel teilt er denn auch seine ehrliche, offene Erfahrung. Dieses Webinar war ein Lernmoment: nicht nur für ihn, sondern für alle Feuerwehren in den Niederlanden. Einerseits bitten wir die Feuerwehrleute darum, dass sie authentisch sind. Und andererseits verlangen wir viel (politische) Korrektheit. Diese beiden Komponenten passen per Definition nicht immer gut zusammen.
Eine Huldigung an die Pioniere, die sich in dieser Zeit mit den beruflichen Fähigkeiten beschäftigen. Besonders dann, wenn sie so nett sind, andere vor den Falltüren zu warnen, denen sie begegnet sind! Durch das Teilen seiner Erfahrungen verleiht Patrick dem Sinnspruch „Teilen macht reich“ wirklich Substanz!