Warum mit Opfern in Trainings arbeiten?
In der Realität haben Einsatzkräfte mit Opfern zu tun. Deshalb ist es äußerst wichtig, dass sie auf eine sichere und angenehme Weise mit Situationen trainieren können, in denen Opfer eine wichtige Rolle spielen. Nur auf diese Weise können Einsatzkräfte sich gut auf die Praxis vorbereiten und fachlich kompetent werden und bleiben.
Bei Fireware sind wir ständig auf der Suche nach Wegen, Trainings so realistisch wie möglich zu gestalten. Feuer muss man nicht nur sehen, sondern auch riechen. Und wenn möglich, die Wärme erleben. Wir bemühen uns, alle Sinne zu stimulieren, denn je realistischer die Erfahrung, desto besser das Training.
Bei Opfern ist dies jedoch anders. Das macht dieses Thema des April-Blogs so besonders. Die Arbeit mit Opfern geht über Realismus hinaus; es kommen viele andere Aspekte ins Spiel. In diesem Newsletter gehen wir näher darauf ein.
Zuerst besprechen wir, warum und wann man Opfer in einem Training einsetzen kann. Dann schauen wir uns verschiedene Möglichkeiten an, wie man ein Opfer inszenieren kann: Entscheidet man sich für eine Puppe, eine echte Person oder vielleicht eine andere Methode? Schließlich gehen wir auf die Fallstricke ein, die man beim Einsatz von Opfern beachten sollte.

Der Mehrwert des Einsatzes von Opfern
Ob es sinnvoll ist, Opfer während einer Übung einzusetzen, hängt vollständig von den Lernzielen ab. In manchen Trainings bereichert es die Übung, während es in anderen die Realitätsnähe des Trainings beeinträchtigen kann. Wenn ein Lernziel nicht ausdrücklich den Einsatz eines Opfers erfordert, empfiehlt FireWare, dies nicht zu tun.
Ein Opfer kann eine wertvolle Ergänzung sein, wenn:
- Eine Handlung mit einer Person trainiert werden muss.
- Das Szenario zusätzliche Vertiefung benötigt.
- Es notwendig ist, Dilemmata zu schaffen.
- Die Situation so realistisch wie möglich erlebt werden muss, einschließlich echter Opfer.
Opfer inszenieren
Bei FireWare denken wir immer über die beste Methode nach, um ein Opfer zu inszenieren. Wenn ein Training hohe Realitätsnähe erfordert, wird der Einsatz eines Opfers anders angegangen, als wenn der Fokus mehr auf dem Erlernen einer „Standard“-Handlung liegt.
Übungspuppen
So haben wir zum Beispiel die FireWare Brandpuppe Silber entwickelt. Mit dieser Übungspuppe kann man die Handlung erlernen, jemanden mit einer Löschdecke zu löschen. Die Puppe ist als Mensch erkennbar, aber es gibt keine Schmerzschreie. Es ist keine Person, die an jemanden erinnern würde, da es keine Gesichtsausdrücke gibt. Die Übungspuppe ist gerade so konzipiert, dass sich die Menschen auf die Handlung konzentrieren können und nicht auf die Emotion dahinter.
Ein weiteres schönes Beispiel hierfür ist der Unterschied zwischen den Ruth Lee Water Rescue MOB Manikin und dem Ruth Lee Advanced Water Rescue Manikin. Das MOB-Manikin wurde entwickelt, um Rettungsübungen aus dem Wasser zu trainieren. Das Manikin ist als Mensch erkennbar und verhält sich wie eine bewusstlose Person, aber es wird weniger schnell starke Emotionen bei den Teilnehmern der Übung hervorrufen.
Der Advanced Water Rescue Manikin ist eine äußerst realistische Übungspuppe. Diese Puppe wird, genau wie das MOB-Manikin, für Rettungsübungen im Wasser eingesetzt. Dennoch ist die Erfahrung beim Retten dieser Puppe ganz anders als beim MOB-Manikin. Das liegt am Hyperrealismus und der Möglichkeit, sofort Wiederbelebungsmaßnahmen und Brustkompressionen durchzuführen.
Das Advanced Water Rescue Manikin soll den Menschen das Gefühl geben, mit einer echten Person zu arbeiten. Es verleiht dem Training eine zusätzliche Dimension, die weit über die reine Handlung des Sicherns einer Person an Land hinausgeht.
Du kannst einer Übungspuppe mehr Persönlichkeit verleihen, indem du sie beispielsweise einkleidest oder Zubehör verwendest. Eine Gesichtsmaske kann die Puppe in jedem Szenario in eine andere Person verwandeln.
Oder denke an den Einsatz der Schwangerschaftssimulationsweste für eine tiefere Dimension. Muss die Rettungskraft nun anders reagieren, weil es sich um eine schwangere Frau handelt, oder nicht?
FireWare ist der Händler für die Übungspuppen von Ruth Lee. Ruth Lee ist spezialisiert auf die Herstellung von Übungspuppen für jede Situation und in jeder Branche. Ob es um Wasserrettung geht oder um Puppen, die der Hitze echten Feuers standhalten – Ruth Lee stellt sie her.
Schau dir gerne das breite Sortiment an Übungspuppen an, das wir bei FireWare anbieten können.
Echte Menschen
Ein Opfer muss nicht immer eine Übungspuppe sein. Manchmal erfordert ein Training sogar eine echte Person. Nehmen wir zum Beispiel das Erlernen des Anlegens eines Verbandes in einem Erste-Hilfe-Kurs. In diesem Fall ist es sehr hilfreich, wenn das "Opfer" Rückmeldung geben kann, ob der Verband zu fest oder zu locker sitzt. Hier ist die Entscheidung, mit echten Menschen zu arbeiten, logisch und sinnvoll.
Egal wie realistisch und "lebendig" eine Puppe gestaltet ist, sie wird sich in der Anwendung immer wie eine bewusstlose Person anfühlen. Dies kann ein großer Vorteil sein, wenn es zu den Lernzielen passt, aber es gibt auch Szenarien, die eine aktive und ansprechbare Person erfordern.
Denke an eine Evakuierungssituation, in der Menschen umherlaufen, schreien oder in Panik geraten. Verletzte Personen – die aber bei Bewusstsein sind – können den Teilnehmern wertvolle Informationen geben. Zudem hilft dies, sie besser auf die emotionale Seite der Arbeit vorzubereiten.
Wenn realistisches Training mit dem Lernziel übereinstimmt, gibt es nichts Realistischeres als eine echte Person. Manchmal kann man hierfür andere Teilnehmer des Trainings oder Kurses einsetzen. In anderen Fällen ist es effektiver, externe Personen zu nutzen, die speziell als Opfer ausgebildet sind.
In solchen Situationen wird oft ein Notfalldarsteller eingesetzt. Ein "Notfalldarsteller" ist jemand, der speziell dafür geschult ist, realistische Verletzungen, Krankheiten oder Verhaltensweisen nachzustellen. Sie können in großem Maßstab, beispielsweise bei einer Katastrophenübung, aber auch in kleinerem Rahmen, wie bei einem Erste-Hilfe-Kurs, eingesetzt werden.
Die Kraft der Suggestion
Man denkt bei einem Opfer schnell an eine Puppe oder eine echte Person. Doch allein die Suggestion, dass es Opfer gibt, kann ein sehr eindrucksvolles Bild vermitteln. Es ist nicht immer notwendig, tatsächlich Opfer - Übungspuppen oder Notfalldarsteller - einzusetzen, um ein realistisches Szenario zu schaffen. In manchen Situationen ist es realistischer, die Anwesenheit von Menschen nur zu suggerieren. Besonders bei Übungen auf Führungsebene, wie für Einsatzleiter, (Haupt-)Dienstoffiziere oder COPI-Teams.
Eine Reihe von Fahrrädern am Eingang eines Gebäudes kann sofort den Eindruck erwecken, dass Menschen drinnen sind (oder waren). Herumliegende Kleidungsstücke, Taschen, Kaffeetassen oder Spielzeug wecken Fragen wie: Wo sind die Menschen hin? Sind sie geflüchtet? Laufen sie noch irgendwo herum? Ist jeder sicher?
Diese Art der Inszenierung hilft, ein Lagebild zu skizzieren, ohne dass tatsächlich Opfer anwesend sein müssen. Bei strategischen oder taktischen Übungen liegt der Fokus auf Entscheidungsfindung, Kommunikation und dem Aufbau von Überblick. Dies macht es zu einem kraftvollen und effizienten Mittel. Es verhindert Ablenkungen, während der Druck und Realismus erhalten bleiben.
Kurz gesagt: Opfer müssen nicht immer sichtbar sein, um trotzdem Einfluss zu nehmen. Suggestion kann manchmal genauso kraftvoll sein wie Anwesenheit.

Arbeiten mit Sound
Geräusche können eine Übung dynamisch machen oder Dilemmas erzeugen. Du siehst ein Feuer und hörst ein Opfer um Hilfe rufen. Sowohl mit der Soundbox V3 als mit der Pandora’s Box V4 und der Pandora’s Box 230 kannst du ein Opfer in das Szenario einbringen, ohne eine Puppe oder echte Person zu verwenden. Denke zum Beispiel an Hilferufe hinter einer geschlossenen Tür.
Fallen bei der Arbeit mit Opfern
Wie du sehen kannst, gibt es unglaublich viele verschiedene Möglichkeiten, ein Opfer in eine Übung zu integrieren. Und wir sind sicher, dass wir in diesem Blogbeitrag nicht alle Optionen genannt haben. Eine der wichtigsten Dinge ist es, kreativ zu sein, aber sehr darauf zu achten, ob das Training mit den Lernzielen übereinstimmt.
Das führt uns zu den Fallen bei der Arbeit mit Opfern in einer Übung.
Die erste Falle ist für jedes Training wichtig: Überlege, was das Ziel ist. Was möchtest du, dass die Teilnehmer am Ende des Trainings können? Und fokussiere dich darauf. Möchtest du, dass ein Teilnehmer am Ende des Kurses einen Mülleimerbrand löschen kann? Dann ist es zu viel, wenn du sofort noch eine brennende Person hinzufügst. Manchmal möchten wir ein Szenario zu schnell zu groß gestalten. Stelle dir immer die Frage: Ist es realistisch, dass es „Opfer“ in diesem Szenario gibt? In vielen Fällen ist weniger besser.
Eine weitere wichtige Falle, die speziell für Übungen mit „Opfern“ gilt, ist, dass du nie genau weißt, was die Teilnehmer erlebt haben. Es ist entscheidend, gut mit der Gruppe zu kommunizieren, für die das Training gedacht ist. Überlege, was passend oder unpassend sein könnte. Eine Brandpuppe Silber, die unpersönlich und mit weniger Emotionen aufgrund fehlender Gesichtsausdrücke daherkommt, ist eine ganz andere Geschichte als ein hyperrealistisches Kind am Boden eines Schwimmbeckens.
Gehe nicht davon aus, dass du als Trainer für andere Menschen entscheiden kannst, was sie verkraften. Für den einen kann ein weinendes Baby in einem Szenario viel intensiver wirken als für den anderen. Achte daher immer genau darauf, ob das Opfer zum Szenario und zur Gruppe passt, mit der du arbeitest.
Und schließlich, denke gut darüber nach, wie du ein Opfer inszenierst. Möchtest du einen Raum schaffen, in dem die Menschen die Panik spüren können? Dann ist der Einsatz von Notfalldarstellern besser geeignet als der Einsatz von bewusstlosen, unpersönlichen Übungspuppen.
Wenn es das Ziel ist, dass die Teilnehmer zum ersten Mal eine Handlung ausführen, bei der es auch mal schiefgehen kann, zum Beispiel beim Tragen einer bewusstlosen Person, dann solltest du vor allem eine Duty Range Übungspuppe anstelle von „deinem Kollegen“ verwenden. Es ist nicht nur sicherer für das „Opfer“, sondern gibt den Menschen auch den Raum, auf sichere Weise zu lernen.
Abschließend
Eines der wichtigsten Dinge, die FireWare dir mit auf den Weg geben möchte, ist: Achte immer auf das Lernziel und stelle sicher, dass das Szenario gut darauf abgestimmt ist. Dann bist du immer auf dem richtigen Weg. „Opfer“ sind ein hervorragendes Mittel, um eine Schulung zu vertiefen und die Teilnehmer auf die Realität vorzubereiten, damit sie fachlich kompetent werden und bleiben.
Es gibt unglaublich viele verschiedene Möglichkeiten, Opfer in einer Schulung oder einem Szenario darzustellen. Möchtest du, dass wir mit dir zusammenarbeiten und nachdenken, dann nimm gerne Kontakt mit uns auf! Wir helfen dir gerne, von der Planung einer Schulung bis hin zur Beratung, welche Übungspuppen für dich geeignet sind. Wir sind für dich da!